This Land Is My Land
Die Fronten haben sich in den USA anscheinend verhärtet: Auf der einen Seite die treue Trump-Wähler, die an die Legitimität und Brillanz ihres Präsidenten glauben. Auf der anderen Seite Kritiker und Gegner, die glauben, dass das Land nach Trump Jahrzehnte brauchen wird, um sich von seiner Regierung zu erholen. Susanne Brandstätter hörte beiden zu, insbesondere aber diejenigen, die den Präsidenten unterstützen. Sie fragt immer wieder: Wie kann man die unerbittlichen Gegner versöhnen?
Susanne Brandstätter stellt ihrem Film ein Zitat Blaise Pascals voran: „It is man’s natural sickness to believe that he possesses the truth.“ Von dieser Krankheit ist Brandstätter nicht befallen. Vielmehr untersucht sie in „This Land Is My Land“, wie verschiedene Träger vermeintlicher Wahrheit aufeinanderprallen, aufeinander reagieren, bestenfalls miteinander umgehen. Der Mann, an dem sich die Geister scheiden, heißt Donald J. Trump. Für die einen verkörpert er den Retter Amerikas, der mit strenger Hand Mauern errichten, Drogenkrisen beenden und Arbeitsplätze sichern will. Die anderen erkennen in ihm das Schlimmste, was dem Land hätte zustoßen können. Dabei widmet sich der Film vor allem den sogenannten deplorables, den „Bedauernswerten“. Jener im Wahlkampf 2016 von den Demokraten so bezeichneten Spezies der Trump-Wähler/innen. Brandstätter trifft sich mit ihnen in ihren Wohnzimmern und Küchen, lauscht, stellt kluge Fragen. „Don’t argue. Listen“, lautet das Prinzip. Das fällt nicht immer leicht. Deutlich aber wird die große Sehnsucht nach Gemeinschaft, nach Rückbesinnung auf gemeinsame Ziele und Werte. Dass die Worte company und country dabei schon einmal durcheinanderwirbeln – geschenkt.
Die andere Seite der Wählerschaft nimmt Brandstätter nur allmählich in den Blick. Zuerst handelt es sich um eine Familienfreundin, die plötzlich in der Tür steht, dann auf der Sofalandschaft Platz nimmt und Sympathien für Trump einräumt. Ihr Kreuz habe sie dann aber doch woanders gemacht. Zu groß das Misstrauen ins tangled web nicht offengelegter Finanzen. „It’s too bad we can’t be together on making America greater“, murmelt es daraufhin aus dem Off. Es sind Szenen von Komik, die in Anspan- nung münden. Und Anspannung, die sich in Komik löst. Was Susanne Brandstätter gelingt: ein Crescendo dieser Begegnungen zu inszenieren. Auf animosity, Feindseligkeit, wird derweil verzichtet. „This Land Is My Land“ zeigt Gespräche unter Freund/innen, die sich ihre Zuneigung füreinander bewahrt haben. Gleichzeitig verschweigt der Film die gescheiterten Beziehungen unter Bekannten und Kolleg/innen aufgrund verschiedener, unversöhnlicher politischer Haltungen nicht.
„This Land Is My Land“ ist Plädoyer und Hoffnungsschimmer: für die sachliche, nichtsdestotrotz beherzte Auseinandersetzung. Eines möchte die in Los Angeles geborene und aufgewachsene Brandstätter im Gegensatz zum Präsidenten der USA jedenfalls nicht: Mauern.
Carolin Weidner, Filmkritikerin
Katalogtext für die „unvollendete“ Diagonale 2020, wegen Covid-19 abgesagt
Die Fronten haben sich in den USA anscheinend verhärtet: Auf der einen Seite die treue Trump-Wähler, die an die Legitimität und Brillanz ihres Präsidenten glauben. Auf der anderen Seite Kritiker und Gegner, die glauben, dass das Land nach Trump Jahrzehnte brauchen wird, um sich von seiner Regierung zu erholen. Susanne Brandstätter hörte beiden zu, insbesondere aber diejenigen, die den Präsidenten unterstützen. Sie fragt immer wieder: Wie kann man die unerbittlichen Gegner versöhnen?
Susanne Brandstätter stellt ihrem Film ein Zitat Blaise Pascals voran: „It is man’s natural sickness to believe that he possesses the truth.“ Von dieser Krankheit ist Brandstätter nicht befallen. Vielmehr untersucht sie in „This Land Is My Land“, wie verschiedene Träger vermeintlicher Wahrheit aufeinanderprallen, aufeinander reagieren, bestenfalls miteinander umgehen. Der Mann, an dem sich die Geister scheiden, heißt Donald J. Trump. Für die einen verkörpert er den Retter Amerikas, der mit strenger Hand Mauern errichten, Drogenkrisen beenden und Arbeitsplätze sichern will. Die anderen erkennen in ihm das Schlimmste, was dem Land hätte zustoßen können. Dabei widmet sich der Film vor allem den sogenannten deplorables, den „Bedauernswerten“. Jener im Wahlkampf 2016 von den Demokraten so bezeichneten Spezies der Trump-Wähler/innen. Brandstätter trifft sich mit ihnen in ihren Wohnzimmern und Küchen, lauscht, stellt kluge Fragen. „Don’t argue. Listen“, lautet das Prinzip. Das fällt nicht immer leicht. Deutlich aber wird die große Sehnsucht nach Gemeinschaft, nach Rückbesinnung auf gemeinsame Ziele und Werte. Dass die Worte company und country dabei schon einmal durcheinanderwirbeln – geschenkt.
Die andere Seite der Wählerschaft nimmt Brandstätter nur allmählich in den Blick. Zuerst handelt es sich um eine Familienfreundin, die plötzlich in der Tür steht, dann auf der Sofalandschaft Platz nimmt und Sympathien für Trump einräumt. Ihr Kreuz habe sie dann aber doch woanders gemacht. Zu groß das Misstrauen ins tangled web nicht offengelegter Finanzen. „It’s too bad we can’t be together on making America greater“, murmelt es daraufhin aus dem Off. Es sind Szenen von Komik, die in Anspan- nung münden. Und Anspannung, die sich in Komik löst. Was Susanne Brandstätter gelingt: ein Crescendo dieser Begegnungen zu inszenieren. Auf animosity, Feindseligkeit, wird derweil verzichtet. „This Land Is My Land“ zeigt Gespräche unter Freund/innen, die sich ihre Zuneigung füreinander bewahrt haben. Gleichzeitig verschweigt der Film die gescheiterten Beziehungen unter Bekannten und Kolleg/innen aufgrund verschiedener, unversöhnlicher politischer Haltungen nicht.
„This Land Is My Land“ ist Plädoyer und Hoffnungsschimmer: für die sachliche, nichtsdestotrotz beherzte Auseinandersetzung. Eines möchte die in Los Angeles geborene und aufgewachsene Brandstätter im Gegensatz zum Präsidenten der USA jedenfalls nicht: Mauern.
Carolin Weidner, Filmkritikerin
Katalogtext für die „unvollendete“ Diagonale 2020, wegen Covid-19 abgesagt