Rule of Law – Justiz im Kosovo 2006, 99’
Buch und Regie: Susanne Brandstätter
Produktion: Aichholzer Filmproduktion und Envision Film
Finanziert / Unterstützt durch: Filmfonds Wien, Bundeskanzleramt:Kunst, RTR Fernsehfonds, ZDF/arte
Kinostart in Österreich: 26 Januar, 2007
Weltpremiere: International Film Festival Locarno
Wiener Filmpreis 2007 – Viennale International Film Festival; Critics Award South East European Film Festival, Los Angeles 2008
Festival Cinéma et Justice, Den Haag; Perspektive 2007 Nuremberg Film Festival of Human Rights; Festival dei Populi, Florence; Diagonale, Graz
UNO-Richterin Claudia Fenz kommt in Prizren optimistisch und voll mit Illusionen an. Die österreichische Richterin soll helfen, Gesetzmäßigkeit und Demokratie im Kosovo zu etablieren. Aber die Frustrationen werden von Tag zu Tag größer.
„'Rule of Law' erfasst Kosovo in einem historischen Moment – in der Phase seiner Statusentscheidung. In diesem Rahmen sah ich die Möglichkeit ein Fallbeispiel mit internationalen Parallelen aufzuzeigen. Der Film dient als Beispiel für ein Problem, das, wie ich meine, eines der wesentlichen ist, mit dem unsere Gesellschaft heute konfrontiert wird: unser Konzept von Recht und Unrecht gegen das Konzept einer anderen Kultur. Die daraus resultierenden Frustrationen, Konflikte und Missverständnisse, sind Schlüsselthemen dieses Dokumentarfilmes. In dem ich UN-Richterin Claudia Fenz als Hauptprotagonistin des Films gewählt habe, war es mir möglich ihrem Lernprozess zu folgen, in dem sie Kosovo, seine Kultur, sein Volk und dessen Probleme mit denen sie in ihrer Region konfrontiert war, kennenlernt.“ Susanne Brandstätter
Buch und Regie: Susanne Brandstätter
Produktion: Aichholzer Filmproduktion und Envision Film
Finanziert / Unterstützt durch: Filmfonds Wien, Bundeskanzleramt:Kunst, RTR Fernsehfonds, ZDF/arte
Kinostart in Österreich: 26 Januar, 2007
Weltpremiere: International Film Festival Locarno
Wiener Filmpreis 2007 – Viennale International Film Festival; Critics Award South East European Film Festival, Los Angeles 2008
Festival Cinéma et Justice, Den Haag; Perspektive 2007 Nuremberg Film Festival of Human Rights; Festival dei Populi, Florence; Diagonale, Graz
UNO-Richterin Claudia Fenz kommt in Prizren optimistisch und voll mit Illusionen an. Die österreichische Richterin soll helfen, Gesetzmäßigkeit und Demokratie im Kosovo zu etablieren. Aber die Frustrationen werden von Tag zu Tag größer.
„'Rule of Law' erfasst Kosovo in einem historischen Moment – in der Phase seiner Statusentscheidung. In diesem Rahmen sah ich die Möglichkeit ein Fallbeispiel mit internationalen Parallelen aufzuzeigen. Der Film dient als Beispiel für ein Problem, das, wie ich meine, eines der wesentlichen ist, mit dem unsere Gesellschaft heute konfrontiert wird: unser Konzept von Recht und Unrecht gegen das Konzept einer anderen Kultur. Die daraus resultierenden Frustrationen, Konflikte und Missverständnisse, sind Schlüsselthemen dieses Dokumentarfilmes. In dem ich UN-Richterin Claudia Fenz als Hauptprotagonistin des Films gewählt habe, war es mir möglich ihrem Lernprozess zu folgen, in dem sie Kosovo, seine Kultur, sein Volk und dessen Probleme mit denen sie in ihrer Region konfrontiert war, kennenlernt.“ Susanne Brandstätter
Interview
Susanne Brandstätter
War es von Anfang an geplant, die Person und die Arbeit der UN-Richterin Claudia Fenz ins Zentrum des Films zu stellen?
Nein, ich habe sie überhaupt nicht gekannt. Zuerst wollte ich einen Film über den Kosovo machen, weil mich der Umstand fasziniert hat, dass die UN versucht, aus dem Nichts einen Staat zu schaffen und Demokratie zu importieren. Ganz zufällig bin ich dann auf einen Zeitungsartikel gestoßen, in dem erwähnt wurde, dass eine österreichische Richterin als UN-Richterin im Kosovo postiert wurde.
Inwiefern bot sich eine UN-Richterin — ganz unabhängig von ihrer Einstellung — als Idealbesetzung dar?
Es gibt im Kosovo ein über 600 Jahre altes Gewohnheitsrecht, den so genannten „Kanun“, welches das tägliche Leben reglementiert. Obwohl es darin einiges gibt, womit ich persönlich nicht einverstanden bin, fand ich es spannend, dass die UN versuchen, im Kosovo Demokratie zu etablieren, ohne überhaupt zu wissen, dass es dieses Gewohnheitsrecht und damit eine gewachsene Kultur gibt. Da gibt es im Grunde genommen zwei Parallelwelten: die UN und die „Einheimischen“.
Ab wann war dir klar, in welche Richtung sich dein Film und, allem voran, deine Protagonistin entwickeln würde?
Zunächst einmal wusste ich nur, dass die Gerichtsverhandlung zentraler Gegenstand sein würde. Die Idee mit den Dorfrichtern hat sich allmählich entwickelt, nachdem ich Claudia mit dem Übersetzer Osman zusammengebracht hatte.
Das heißt, dass du die für dich wesentlichen Fragestellungen des Films gar nicht selbst formulieren musstest?
Ich habe mich prinzipiell sehr herausgehalten, denn ich wusste, dass ich bestimmten Situationen vertrauen kann. Sobald ich Claudia und Osman zusammengebracht hatte, wusste ich, dass das entstehen würde, was ich mir an Auseinandersetzung erwartet hatte. Ich wusste nämlich, wie Osman denkt und dass da zwei Welten aufeinanderprallen und Emotionen ausgelöst würden.
Hat die Präsenz der Kamera bzw. des Filmteams diesen Dialog beeinflusst — sei es in einem erschwerenden oder in einem stimulierenden Sinn?
Das glaube ich weniger. Bei Osman etwa war weniger die Kamera, sondern Claudia selbst der stimulierende Faktor. Dasselbe gilt auch für die Dorfrichter: Für die war es weniger wichtig, dass wir dabei waren, sondern vielmehr, dass sie eine UN-Richterin kennen lernen und mit ihr Gedanken austauschen konnten.
War die laufende Kamera bei den Gerichtsverhandlungen auch kein Problem?
Nun – wir waren dort, und es ist natürlich illusorisch zu sagen, wir waren unsichtbar. Aber wir haben uns in einer Ecke positioniert, und ich habe Claudia versprochen, dass wir uns nicht bewegen. Sie selbst hat die Kamera wirklich ganz vergessen. Und die anderen waren schließlich auch so konzentriert auf ihr Anliegen, dass ihnen die Kamera völlig egal war.
Hatte Claudia Fenz es als Frau in der Rolle einer UN-Richterin schwer?
Man sieht im Gericht, dass das für die Verteidiger zunächst ein großes Problem war. Für eine patriarchalische Gesellschaft ist es natürlich ungeheuer schwierig, mit einer Richterin und zusätzlich noch mit einer Staatsanwältin konfrontiert zu sein, die plötzlich alles in der Hand haben. Den Respekt, der Claudia im Gericht letztlich entgegengebracht wurde, hat sie sich hart erkämpft. Am Anfang hat man tatsächlich versucht, sie an ihre Grenzen zu treiben.
Und das Ausscheren aus dem Gerichtssaal sorgt jedenfalls für einen dramaturgischen Mehrwert...
Ich versuche schon sehr darauf zu achten, wie sich eine Handlung aufbaut und dass es eine dramaturgische Entwicklung gibt. Claudia Fenz beispielsweise ist im Grunde genommen auf einer Art Suche, weil sie plötzlich im Gerichtssaal erkennt: Moment, da funktioniert etwas nicht so, wie es mir vorgestellt hatte; es gibt da ein Problem und ich muss herausbekommen, wie diese Leute ticken. Von da an geht man praktisch mit ihr mit und lernt durch ihre Augen diese Kultur und ihre Menschen kennen. Dem Ganzen wohnt eine große Spannung inne — und das auszuarbeiten ist ein uraltes dramaturgisches Mittel, das vielfach erprobt und noch immer interessant ist.
Interview: Robert Buchschwentner
Susanne Brandstätter
War es von Anfang an geplant, die Person und die Arbeit der UN-Richterin Claudia Fenz ins Zentrum des Films zu stellen?
Nein, ich habe sie überhaupt nicht gekannt. Zuerst wollte ich einen Film über den Kosovo machen, weil mich der Umstand fasziniert hat, dass die UN versucht, aus dem Nichts einen Staat zu schaffen und Demokratie zu importieren. Ganz zufällig bin ich dann auf einen Zeitungsartikel gestoßen, in dem erwähnt wurde, dass eine österreichische Richterin als UN-Richterin im Kosovo postiert wurde.
Inwiefern bot sich eine UN-Richterin — ganz unabhängig von ihrer Einstellung — als Idealbesetzung dar?
Es gibt im Kosovo ein über 600 Jahre altes Gewohnheitsrecht, den so genannten „Kanun“, welches das tägliche Leben reglementiert. Obwohl es darin einiges gibt, womit ich persönlich nicht einverstanden bin, fand ich es spannend, dass die UN versuchen, im Kosovo Demokratie zu etablieren, ohne überhaupt zu wissen, dass es dieses Gewohnheitsrecht und damit eine gewachsene Kultur gibt. Da gibt es im Grunde genommen zwei Parallelwelten: die UN und die „Einheimischen“.
Ab wann war dir klar, in welche Richtung sich dein Film und, allem voran, deine Protagonistin entwickeln würde?
Zunächst einmal wusste ich nur, dass die Gerichtsverhandlung zentraler Gegenstand sein würde. Die Idee mit den Dorfrichtern hat sich allmählich entwickelt, nachdem ich Claudia mit dem Übersetzer Osman zusammengebracht hatte.
Das heißt, dass du die für dich wesentlichen Fragestellungen des Films gar nicht selbst formulieren musstest?
Ich habe mich prinzipiell sehr herausgehalten, denn ich wusste, dass ich bestimmten Situationen vertrauen kann. Sobald ich Claudia und Osman zusammengebracht hatte, wusste ich, dass das entstehen würde, was ich mir an Auseinandersetzung erwartet hatte. Ich wusste nämlich, wie Osman denkt und dass da zwei Welten aufeinanderprallen und Emotionen ausgelöst würden.
Hat die Präsenz der Kamera bzw. des Filmteams diesen Dialog beeinflusst — sei es in einem erschwerenden oder in einem stimulierenden Sinn?
Das glaube ich weniger. Bei Osman etwa war weniger die Kamera, sondern Claudia selbst der stimulierende Faktor. Dasselbe gilt auch für die Dorfrichter: Für die war es weniger wichtig, dass wir dabei waren, sondern vielmehr, dass sie eine UN-Richterin kennen lernen und mit ihr Gedanken austauschen konnten.
War die laufende Kamera bei den Gerichtsverhandlungen auch kein Problem?
Nun – wir waren dort, und es ist natürlich illusorisch zu sagen, wir waren unsichtbar. Aber wir haben uns in einer Ecke positioniert, und ich habe Claudia versprochen, dass wir uns nicht bewegen. Sie selbst hat die Kamera wirklich ganz vergessen. Und die anderen waren schließlich auch so konzentriert auf ihr Anliegen, dass ihnen die Kamera völlig egal war.
Hatte Claudia Fenz es als Frau in der Rolle einer UN-Richterin schwer?
Man sieht im Gericht, dass das für die Verteidiger zunächst ein großes Problem war. Für eine patriarchalische Gesellschaft ist es natürlich ungeheuer schwierig, mit einer Richterin und zusätzlich noch mit einer Staatsanwältin konfrontiert zu sein, die plötzlich alles in der Hand haben. Den Respekt, der Claudia im Gericht letztlich entgegengebracht wurde, hat sie sich hart erkämpft. Am Anfang hat man tatsächlich versucht, sie an ihre Grenzen zu treiben.
Und das Ausscheren aus dem Gerichtssaal sorgt jedenfalls für einen dramaturgischen Mehrwert...
Ich versuche schon sehr darauf zu achten, wie sich eine Handlung aufbaut und dass es eine dramaturgische Entwicklung gibt. Claudia Fenz beispielsweise ist im Grunde genommen auf einer Art Suche, weil sie plötzlich im Gerichtssaal erkennt: Moment, da funktioniert etwas nicht so, wie es mir vorgestellt hatte; es gibt da ein Problem und ich muss herausbekommen, wie diese Leute ticken. Von da an geht man praktisch mit ihr mit und lernt durch ihre Augen diese Kultur und ihre Menschen kennen. Dem Ganzen wohnt eine große Spannung inne — und das auszuarbeiten ist ein uraltes dramaturgisches Mittel, das vielfach erprobt und noch immer interessant ist.
Interview: Robert Buchschwentner